Bryan Benner

Gesang

© Theresa Pewal

Sich selbst bezeichnet der 31-jährige Bariton, Gitarrist und Singer-Songwriter Bryan Benner gern augenzwinkernd als “Schubadour”. Ein Etikett, das der außergewöhnlichen Vielfalt seiner musikalischen Leidenschaften und Ausdrucksformen zwar nur ansatzweise gerecht wird, aber seinen unprätentiösen und dabei virtuos verspielten Zugang zu den unterschiedlichsten Genres verdeutlicht.

Internationales Aufsehen erregt der Musikant vor allem mit der von ihm vor fünf Jahren gegründeten Formation “The Erlkings”: ein mit Tuba, Gitarre, Cello und Schlagzeug ungewöhnlich besetztes Band-Quartett, das den von Benner respektvoll ins Englische übertragenen Kunstliedern – in erster Linie von Schubert und Schumann – mit Kreativität, Sorgfalt und Herzblut ungewöhnliche, neue musikalische Gewänder anmisst. Ohne die klassische Tradition je spekulativ zu verraten, macht sich Benner das Liedgut auf diese Weise zueigen und haucht ihm – auch durch die beherzte Präsentation – einen zeitgemäßen Atem ein.

Seine Lehr- und Wanderjahre verbrachte der in Orlando (Florida, USA) geborene Benner zunächst – mit Unterstützung eines Privatstipendiums von Sir Sean Connery – in Glasgow am Royal Scottish Conservatory. Nach Abschluss seines Gesangsstudiums und einer zweijährigen Zwischenstation in Italien, von der er vor allem seine Liebe zum neapolitanischen Volkslied mitnahm, setzte er seine Ausbildung 2011 mit dem dreijährigen Masterstudiengang für Sologesang – u.a. in der Liedklasse von Angelika Kirchschlager – am Wiener Konservatorium fort. Seither lebt und arbeitet er in Wien: “Was kann sich ein Musiker Besseres wünschen?”

Mit dem 2015 gegründeten Quartett “Die Wandervögel” widmet er sich in der Tradition von “Zup-fgeigenhansel” der Wiederbelebung österreichischer, deutscher und jiddischer Volks-, Soldaten-, Arbeiter- und Bauernliedern aus den letzten vier Jahrhunderten. Als Singer-Songwriter geht er bei der Vertonung seiner Lieder stets neue, unterschiedliche Wege: zusammen mit seiner Band “Bryan Benner & The Pool Boys” (CD “Fat Sunshine”), im Duo mit dem Multiinstrumentalisten und Sänger Christoph Zimper (CD “Giniginamar”) oder, wie zuletzt, ganz im Alleingang (DCD “The Modern Man, The Modern Muse”).

Um seinen vielen verschiedenen musikalischen Leidenschaften eine gemeinsame Bühne zu bieten, schuf er 2015 auch den “Late-Night Liederabend”, zu dem er seither monatlich an wechselnden Lo-cations jeweils drei hochkarätige Acts aus den unterschiedlichsten Genres – von Alternative über Liedermacher, Folk und Jazz bis hin zur klassischen Musik – einlädt, kurze Sets zu spielen und an-schließend gemeinsam zu musizieren. “Ich bin sehr froh, in Wien zu leben”, sagt Bryan Benner, “und ich hoffe, man lässt mich noch lange bleiben. Ich habe nämlich noch sehr viele Ideen.”

 

Text: Peter Blau, Ö1